Hornburger Nachtwächter geht in Ruhestand

Abschied des Nachtwächters


Über Jahrhunderte gingen Nachtwächter nachts durch die Straßen und Gassen der Stadt und sorgten für Ruhe und Ordnung.

Sie warnten die schlafenden Bürger vor Feuer, Feinden und Dieben. Es gab noch keine Feuerwehren. Die gesamte Bürgerschaft war zuständig, Brände gemeinsam zu löschen. Sie überwachten das ordnungsgemäße Verschließen der Haustüren und Stadttore. Zu den Aufgaben des Nachtwächters gehörte es auch, die Stunden anzusagen. Bis 1956 gab es in Hornburg einen bei der Stadt angestellten Nachtwächter.

Gemeindebürgermeister Andreas Memmert als Dienstherr hatte zur Verabschiedung des langjährigen Nachtwächters von Hornburg ins Hornburger Rathaus eingeladen. Bei Kaffee und Kuchen stellte Andreas Memmert in seiner Laudatio die Verdienste seines Freundes und langjährigen Weggefährten Ernst Meyer in den Vordergrund. Andreas Memmert lernte ihn 1990 kennen. Auf den Tag genau vor 33 Jahren begann er seinen Dienst für die Stadt als Stadtführer, ausgebildet wurde er von Fritz Sengpiel. Bei seinen Führungen hatte er immer kleine Jägermeister-Flaschen und Bockwürste von Bötel dabei. Mit Herz, Witz und Verstand band er Anekdoten aus der Geschichte der Stadt in die zu vermittelnden Daten und Fakten ein.
Ernst Meyer beschäftigte sich sehr intensiv mit der Geschichte des Ortes und wollte auch Nachtwächter werden. Am 10. Mai 2000 wurde ihm die Urkunde zur „Bestellung zum Nachtwächter der Stadt Hornburg“ auf dem Marktplatz übergeben. Die Übergabe fand während einer Live-Übertragung der Aktuellen Schaubude statt, die während der EXPO 2000 in Hornburg zu Gast war. Moderator Carlo von Tiedemann sprach mit dem neuen Nachtwächter und unterschrieb auch die Ernennungs-Urkunde mit.
Ernst Meyer wurde Mitglied der Europäischen Nachtwächter- und Türmerzunft. Er nahm im Laufe seiner Mitgliedschaft an vielen Treffen der Zunft in ganz Europa teil. 2008 machte er auch noch eine Ausbildung zum Wanderführer des Harzklubs Wernigerode. Memmert bedankte sich für den vielfältigen ehrenamtlichen Einsatz für die Stadt Hornburg. Er war bei vielen Einsätzen des Amtes für Tourismus und Stadtmarketing auf Messen mit dabei. Er hat Spuren hinterlassen und seine Aufgaben auch bei den Inspektionen der Gaststätten immer sehr ernst genommen. Als Präsente für Ernst Meyer übergab Andreas Memmert eine Mettwurst, Hopfenlikörbonbons und eine Kollage mit Bildern aus dem Schaffen des Ruheständlers. Eine besondere Ehrung aber ist eine Linde, die im September neben der Partnerschaukel an der Schladener Straße gepflanzt wird und dort die nächsten 300 Jahre als „Nachtwächterlinde“ zu Ehren von Ernst Meyer an seine aktive Zeit erinnern soll.
Ernst Meyer betonte, dass es eine schöne Zeit als Stadtführer und Nachtwächter in Hornburg war. Er hat viele schöne Dinge erlebt und viele Menschen kennengelernt. Es hat ihm immer viel Spaß gemacht. Sabine Schwarz bedankte sich als Amtsleiterin bei Ernst Meyer für 18 Jahre gemeinsam Arbeit zum Wohle Hornburgs. Auch ihr hat die intensive Zusammenarbeit immer viel Spaß gemacht. Der amtierende Nachtwächter Herbert Grünhage hatte seine erste Stadtführung nach seinem Umzug von Braunschweig nach Hornburg mit Ernst Meyer gemeinsam. Er war beeindruckt von der Stadt und der Führung und bewarb sich sofort bei der Gemeinde als ehrenamtlicher Mitarbeiter. Er machte eine Ausbildung zum Stadtführer und zum Nachtwächter. Mit Ernst Meyer hat er gemeinsam an vielen Treffen der Zunft teilgenommen und von ihm viel gelernt. Auch Herbert Grünhage bedankte sich ganz herzlich bei Ernst Meyer für die schönen gemeinsamen Momente.