Vor 34 Jahren wurde die innerdeutsche Grenze zwischen Stapelburg und Eckertal friedlich geöffnet

Der am Blockplatz in Stapelburg gestartete Festumzug trifft am Grenzdenkmal ein


Trotz nasskaltem Wetter

Trotz nasskaltem Wetter sind am 11. November um 14 Uhr rund 150 Gäste zur traditionellen Festveranstaltung am Grenzdenkmal in Stapelburg gekommen, um sich an die Öffnung der Grenze vor 34 Jahren zu erinnern. Die traditionelle Veranstaltung hat u.a. der Stapelburger Heimat- und Förderverein, Spielmannszug „Stapelburger Spielleute“ und die Feuerwehr Stapelburg unterstützt.
Zwei Tage nach dem Fall der Berliner Mauer strömten tausende Menschen aus der DDR über den Grenzfluss Ecker nach Bad Harzburg-Eckertal in die langersehnte Freiheit. Es war die erste und nicht abgesprochene Grenzöffnung zwischen Travemünde und dem Dreiländereck bei Hof.

Begrüßung

Gerald Fröhlich, der seit sieben Jahren Bürgermeister der Gemeinde Nordharz ist, begrüßt die zahlreichen Gäste aus Stapelburg und Bad Harzburg.
Sein Grußwort beginnt mit einer sehr guten Nachricht. Es ist vorgesehen, auf diesem Platz ein „Besucherzentrum am Grünen Band der Erinnerung“ zu errichten. Nach gut 10 Monaten der Vorbereitung, der Präsentation und des Hoffens, wurde kürzlich der Abschlussbericht zur Auswahl eines Standortes veröffentlicht. Danach liegt Stapelburg von 14 möglichen Standorten in Sachsen-Anhalt auf dem 1. Platz. Nun hofft er im Frühjahr nächsten Jahres auf eine positive Entscheidung des Landtages, sagte der Bürgermeister. Er dankte den vielen Unterstützern, die diese Bewerbung der Gemeinde Nordharz mit ihrem ehrenamtlichen Engagement und ihrer Motivation ermöglicht haben.
Am Tag der Grenzöffnung war Gerald Fröhlich 18 Jahre alt, lebte in der ehemaligen DDR und erinnert an die Zeiten vor und nach der Wende.
Seit 34 Jahren wachsen unsere Kinder in einer Welt ohne innerdeutsche Grenze, Mauer und Stacheldraht auf. Und das ist gut so.
Auf die oft gestellte Frage: „Wie kann der Brückenbau zu den folgenden Generationen gelingen?“ antwortet der Bürgermeister mit den Worten: „Wer seine Vergangenheit gut kennt, ist für die Gestaltung der Zukunft besser gerüstet.“

Festansprache

Der Goslarer Naturschützer, Geschichtsforscher und ehemalige Pressesprecher der Nationalparkverwaltung Harz, Dr. Friedhart Knolle, erinnert in seiner Festansprache an den Schießbefehl. Die Soldaten der Grenztruppen der DDR waren dem Ministerium für Nationale Verteidigung (MfNV) unterstellt und wurden bei Dienstbeginn wie folgt mündlich vergattert: Grenzdurchbrüche sind nicht zuzulassen, Grenzverletzer vorläufig festzunehmen oder zu vernichten und der Schutz der Staatsgrenze ist unter allen Bedingungen zu gewährleisten.“
Anschließend schildert der 68-jährige Festredner seine Erfahrungen mit dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS). Im kleinen Grenzverkehr hat er oft bei dienstlichen und privaten Besuchen verschiedene Orte im Ostharz besucht. Die MfS hat seinen Schriftverkehr gelesen, da er als möglicher BND-Agent galt. Seine Stasi-Akte umfasst über 200 Seiten.
Danach erinnert Dr. Knolle an die 1952 durchgeführte Aktion Ungeziefer. Er sah, wie weinende Menschen von der Staatsgrenze ins Landesinnere umgesiedelt wurden.
Am 11. November erhielt der THW-Ortsverband Goslar kurz vor Dienstende den Befehl, zum Grenzübersichtspunkt Eckertal auszurücken, um bei der Öffnung des Grenzzauns an der innerdeutschen Grenze zu helfen. Damals ahnte niemand, dass dieser Einsatz Geschichte schreiben würde, sagte Dr. Knolle. In einem 3-tägigen Dauereinsatz hat das THW nicht nur geholfen, die Grenze zu öffnen, sondern auch die erste Behelfsbrücke über die Ecker gebaut.

Dr. Knolle wünscht sich ebenfalls, das ein Besucherzentrum zwischen Stapelburg und Eckertal errichtet wird, da die Erinnerungsarbeit sehr wichtig ist.
Der offizielle Teil der Festveranstaltung wurde nach einer Schweigeminute zum Gedenken an die Menschen, die beim Versuch, die innerdeutschen Grenze zu überschreiten, getötet wurden, mit dem Abspielen der Nationalhymne beendet.
Seit vielen Jahren wird die Festveranstaltung hauptsächlich vom Stapelburger Peter Röhling, der am 11. November 1989 gemeinsam mit seinem inzwischen verstorbenen Schwager Norbert Heindorf einen Teil der Blechwand entfernt hat, organisiert.
Anschließend bleiben die Gäste noch gemütlich beisammen und tauschten bei diversen Speisen und Getränken ihre Erinnerungen von der Grenzöffnung aus.
Außerdem konnte der Führungsbunker (FB 3) und Jungborn-Informationspunkt besichtigt werden.

Bericht/Fotos: Helmut Gleuel (ehemaliger Zollbeamter der Grenzaufsichtsstelle Eckertal)