Filmpräsentation „Grenzerfahrungen“
Der Heimatverein Abbenrode hatte zur Filmpräsentation „Grenzerfahrungen“ von Extremwanderer Thorsten Hoyer eingeladen. Der 1. Vorsitzende Andreas Weihe konnte über 80 Gäste im Dorfgemeinschaftshaus begrüßen.
30 Jahre nach der Wiedervereinigung, im Herbst 2020, vom 6. September bis 30. September, wanderte Chefredakteur Thorsten Hoyer entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Das Wandermagazin und der Filmemacher Philippe Opigez hatten seine Wanderung begleitet: 1.250 km in 24 Tagen, jeden Tag 50 Km, davon 70 Prozent auf Betonplatten quer durch Deutschland vom Dreiländereck Thüringen und Bayern, in Mödlerath, an der tschechischen Grenze bis nach Schlagsdorf bei Travemünde an der Ostsee.
Mehr als 40 Jahre war die Grenze zwischen der BRD und der DDR streng bewacht
Heute ist das sogenannte Grüne Band ein Rückzugsort für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Der etwa 120 Meter breite „Todesstreifen der DDR“ war über 40 Jahre Brachland und unberührtes Niemandsland.
Thorsten Hoyer zeigte seine spannende Wanderung durch diese in dem 74-minütigen Film von Philippe Opigez gab es nicht nur seine Erfahrungen auf dem berüchtigten Kolonnenweg – eine persönliche Grenzerfahrung – sondern offenbarte auch seine Gedanken über das vermeintliche Selbstverständnis von Demokratie und Freiheit.
Unterwegs traf Thorsten Hoyer zahlreiche Zeitzeugen, so bei Hof, hier berichtete ein Herr der mit acht Personen mit einem selbstgebauten „Ballon in die Freiheit“ geflogen ist. Unter anderem am 13. Wandertag auch „Brocken Benno“ der am 23.Dezember leider verstarb. In Abbenrode besuchte er damals das Heimatmuseum mit Andreas Weihe. Dann ging es über Osterwieck ging es über Hessen nach Hötensleben, und zur „Gedenkstätte“ nach Marienborn. Mit der Fähre ging es über die Elbe zum „Vierländereck“ hier wurde das Grüne Band zum „blauen Band“.
Nach drei Wochen Sonnenschein gab es endlich Regen in Brandenburg. Weiter ging es zum kleinen Dorf Rüterberg, dieses Dorf hat am 8. November 1989 einen Tag als „Dorfrepublick“ bestanden. Traumhafte Landschaften gab es in den „Elbtalauen“, mit vielen Wildgänsen und Kormoranen. In Büchen im Herzogtum Lauenburg besuchte er die Gedenktafel von Michael Gartenschläger. Am 5. Juni 1971 wurde er nach Freikauf durch die Bundesregierung entlassen und in den Westen abgeschoben. Er lebte in Hamburg als Tankstellenpächter.
Doch während der zehnjährigen Haft hatte sich die Gegnerschaft Michael Gartenschlägers gegenüber der SED-Diktatur verfestigt; mit dem Grenzregime fand er sich auch nach der Entlassung nicht ab. Als Fluchthelfer ermöglichte er insgesamt 31 Menschen – darunter auch ehemalige Häftlinge – die DDR zu verlassen. Am 30. März 1976 demontierte er einer Splittermine (SM 70) an der innerdeutschen Grenze.
In der Nacht zum 23. April gelang ihm das ein zweites Mal. Die Verwendung dieser Selbstschussanlagen hatte die DDR-Führung zuvor stets geleugnet. Beim dritten Versuch, eines dieser Geräte zu demontieren, wurde er in der Nacht des 30. April 1976 von einem Sondereinsatzkommando des MfS erwartet und erschossen. Harry Weltzin wurde bei Kneese erschossen, als versuchte durch Tunnelgraben in die Freiheit fliehen, er hatte das Risiko aufgenommen und den Tod in Kauf genommen.
Thorsten Hoyer stammt aus dem Bundesland Hessen und lebt nun seit 13 Jahren in Erfurt, wo er im Erzgebirge viele Verwandte hat. Sein Vater ist kurz vor der Grenzöffnung in den Westen geflüchtet. Zur nächten Veranstaltung lädt der Heimatverein zum Mühlenfest am Pfingstmontag, 29. Mai ab 11 Uhr ein.