Goslar sucht die Gärten der biologischen Vielfalt

Corona-bedingt geht die Jury auf Abstand (von links): Dr. Friedhart Knolle, Hubert Spaniol, Gaby Dwornitzak, Dr. Oliver Junk, Claudia Peters, Christian Beranek, Christiane Kalbe und Gerolf Briegel. Foto: Stadt Goslar


Entscheidend ist nicht Gartengröße, sondern Haltung zur Natur

Schottergärten sind derzeit voll im Trend – und ein Graus aller Naturliebhaber und -liebhaberinnen. Denn ohne Blüten und Laub fehlen Insekten, Igel und Co. die Nahrung und Nistmöglichkeiten. Deshalb möchte die Stadt Goslar gemeinsam mit einer Jury aus Naturschützern und Gartenexpertinnen die Gärten der biologischen Vielfalt im Stadtgebiet prämieren, also Gärten, die durch besondere Blütenvielfalt, Nistgelegenheiten oder andere Vorzeigemaßnahmen ökologisch wertvoll sind. Dabei zählt nicht, wie groß ein Garten ist; entscheidend ist vielmehr die Haltung der Eigentümerinnen und Eigentümer. Naturschutz muss gelebt werden. Eine Nistmöglichkeit für Wildbienen im Hinterhof oder ein kleines Beet mit einer bunten Mischung an insektenfreundlichen Pflanzen trägt beispielsweise mehr zur biologischen Vielfalt bei als ein großer Garten ohne Laub, Totholz oder wilde Ecken.

Auf Initiative von Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk hat sich eine Jury zusammengefunden, die die nachhaltigsten Hausgärten prämieren möchte. Neben Dr. Oliver Junk werden Dr. Friedhart Knolle, Sprecher der Umweltverbände NABU und BUND, Hubert Spaniol, Vorsitzender der Natur- und Umwelthilfe Goslar, Christiane Kalbe als Geschäftsführerin der Friedhofsgärtnerei Kalbe, Gaby Dwornitzak, Geschäftsführerin Garten-Center Nordharz, Gerolf Briegel, Leiter des Goslarer Betriebshofes, sein Mitarbeiter Christian Beranek sowie Verwaltungsmitarbeiterin Claudia Peters, zuständig für Öko-Kontrolle im Naturhaushalt und Landschaftsplanung, die Gärten nach verschiedenen Kriterien bewerten. Dazu hat sich die Jury bei den Umweltverbänden und dem Bündnis Kommunen für biologische Vielfalt inspirieren lassen, dem die Stadt kürzlich beigetreten ist.

Bewertet wird das Nahrungsangebot

Gärten
Gesucht werden Gärten, die möglichst vielen Arten Unterschlupf und
Nahrung bieten – Foto: Stadt Goslar

Insektenfreundliche Blumensorten, verschiedene Blühzeiten, eine Wasserstelle, aber genauso ein Komposthaufen können hier punkten. Nistmöglichkeiten für Insekten und Vögel oder Unterschlupfe für Igel und andere Arten werden gern gesehen. Die müssen allerdings auch erstmal in den Garten kommen, deshalb achtet die Jury auch auf die Barrierefreiheit für Tiere. Wer auf den Einsatz von Pestiziden, Salz oder Essig verzichtet, das Unkraut stattdessen per Hand zupft und auf einen nachhaltigen Umgang mit Wasser achtet, ist auf einem guten Weg zum umweltfreundlichen Garten.

Teilnehmen können alle Besitzerinnen und Besitzer eines Gartens auf Goslarer Stadtgebiet, egal wie groß oder klein dieser Garten ist; wichtig ist, dass er ökologisch wertvoll ist und zum Grundstück des Wohnhauses gehört. Die Bewerbung ist in der Zeit vom 1. bis zum 30. Juni über das Onlineformular auf der Website der Stadt möglich. Wer noch nicht digital unterwegs ist, kann auch ein gedrucktes Formular im Bürgerbüro der Stadtverwaltung abholen und später ausgefüllt zusammen mit Fotos wieder abgeben.

Wichtig ist die Beschreibung des Gartens

Was zeichnet ihn aus, welche Details machen ihn besonders umweltfreundlich oder hilfreich für bestimmte Tierarten? Auch die Geschichte hilft der Jury bei ihrer Bewertung: Wurde der Garten gerade erst angelegt, extra für die Tier- und Pflanzenwelt umgestaltet oder ist er bereits seit Jahrzehnten ein Paradies für Schmetterlinge, Schwalben oder andere Tiere? Was treibt den oder die Gärtnerin an?

Des Weiteren können und sollten Fotos des Gartens eingereicht werden, bestenfalls aus verschiedenen Jahreszeiten. Unter Umständen schaut sich die Jury falls möglich einige Gärten auch in Natura an. Die Gärten, die die Jury als beispielhaft bewertet, werden nach Ende des Wettbewerbs in einem kleinen Druckwerk zusammengefasst. So bekommen andere Gartenbesitzer Anregungen, um ihre Grünflächen ebenfalls im Sinne der Natur aufzuwerten – und die Prämierten eine Erinnerung an ihre Teilnahme am Wettbewerb.