Keine Milchkühe mehr im Stadtgebiet

Keine Milchkühe mehr im Stadtgebiet von Goslar

Heider Papendieck beim Viehaustrieb zum Mühlenberg


Einen „Viehaustrieb“ von Milchkühen gibt es seit dem Herbst 2017 in Immenrode nicht mehr. Nun sind auch die letzten Rindviecher aus den landwirtschaftlichen Ställen im Dorf verschwunden.

Die schwarzbunten Vierbeiner verließen im Frühjahr den Stall von Heider und Wilfried Papendieck in der Schmiedestraße. Alte, eingesessene Immenröder Einwohner erinnern sich, dass in den 50er Jahren noch an 52 verschiedenen Bertrieben die Milch abgeholt wurde. Viele hatten nur zwei oder drei Milchkühe im Stall stehen.
Am 14. Februar 2018 gaben die Papendiecks die Milchviehhaltung auf und die sieben Kühe wurden zum Schlachten verkauft. Der Grund war die Miste: fast jeder Autofahrer kannte den Misthaufen in der Vienenburger Straße direkt am Weddebach gegenüber der ehemaligen Domäne. Der Landkreis Goslar hatte angeordnet, die Miste zu entfernen, da bei starken Regenfällen die Jauche in den Bach floss. Außerdem waren die Milchpreise so weit gesunken, dass sich ein Verkauf mit den Kosten nicht mehr rechnete. Auch die Blutproben einmal im Jahr zur Feststellung von Seuchen waren bei 70 Stück Rindvieh immer eine große Arbeitsbelastung für den Betrieb. Die Milch lieferte man erst nach Goslar, dann nach Seesen und zum Schluss nach Leppersdorf in Sachsen. Heute kommt der Milchwagen nur noch alle zwei Tage aus dem benachbarten Sachsen-Anhalt und holt Milch ab. Dafür muss ein Landwirt eine gewisse Literzahl erreichen, sonst wird die Mich nicht abgeholt.

Jedes Jahr zum 1. Mai hieß es für die Milchkühe: „Raus auf die Weide!“

Frühmorgens nach dem Melken ging es vom Bauernhof in der Schmiedestraße in Richtung Mühlenberg. Die alten Kühe kannten den Weg und ahnten schon, wohin es geht. Aber den jungen Kühen, die erstmals den einen Kilometer langen Weg zu den saftigen Wiesen unternahmen, war die neue Freiheit noch nicht geheuer. Sie drehten um und wollten zurück in den Stall. Aber die Treiber am Ende der Kuhherde verhinderten das. Abends ging es dann für die Kühe zurück zum Melken in den Stall. Es liegt in der Natur der Kühe, dass es Hinterlassenschaften auf der Straße gab. Und so gehörten auf dem Dorf Kuhfladen zum Landleben dazu.
In den vergangenen Jahren wurde nur noch die Nachzucht der Kühe aufgezogen und es wurden noch einige Rinder und Bullen gehalten. In den vier Laufställen der Scheune konnten die Tiere immer von den Dorfbewohnern, besonders den Kindern, angeschaut werden, das ist nun nicht mehr möglich.
Der leerstehende Kuhstall ist nun im Sommer ein Anziehungspunkt für die Schwalben, etwa 50 Nester sind dieses Jahr im ganzen Stall gebaut.
Beide Brüder haben gesundheitliche Probleme, sie bewirtschaften zusammen den elterlichen Hof. Das Land wurde an einen Immenröder Landwirt verpachtet und auf den 15 ha Grünland wird Heu gemacht und dann verkauft.

Im Stadtgebiet Goslar inkl. der ehemaligen Stadt Vienenburg gibt es keine Milchkühe mehr.

„Die noch vorhandenen Rinderhalter in Vienenburg melken keine Kühe und haben auf extensive Haltung, Mast und Mutterkuhhaltung in Wiedelah umgestellt,“ so die Auskunft von Maximilian Strache, Pressesprecher des Landkreises Goslar.