Kultur­gemein­schaft Vienenburg löst sich auf

Kulturgemeinschaft Vienenburg

Dagmar Goldack erhielt als Dank von Dr. Rolf Jürß einen Blumenstrauß für 25-jährige Tätigkeit als Schatzmeisterin


Vor 75 Jahren wurde die Kulturgemeinschaft Vienenburg gegründet, nun wurde auf einer Mitgliederversammlung die Auflösung beschlossen

Der bisherige Vereinsvorsitzende Gerhard Niessner war aus persönlichen Gründen nicht mehr zur Wiederwahl angetreten. Trotz jahrelanger Bemühungen sei es nicht möglich gewesen, einen Nachfolger zu finden. Insgesamt haben alle 21 anwesende Mitglieder am 31. Oktober bei der Versammlung im Kaisersaal für die Auflösung gestimmt.

Im Jahr 2018 wurde folgender Vorstand gewählt: Gerhard Niessner (1. Vorsitzender), Matthias Borkert (2. Vorsitzender), Dagmar Goldack (Kassenwartin), Dr. Rolf Jürß (Schriftführer), Edeltraud Schulz (Beisitzerin).
Gerhard Niessner war 16 Jahre 1. Vorsitzender, Dagmar Goldack 25 Jahre Kassenwartin und Dr. Rolf Jürß 16 Jahre Schriftführer.

Nun hatten Dr. Rolf Jürß und Dagmar Goldack sowie Rosemarie Mechnik als langjähriges Vorstandsmitglied zu einem Pressegespräch eingeladen. Es gab immer sechs Konzerte, von Classic, über Jazz bis Volksmusik. Die viele Arbeit in der Kulturgemeinschaft hat immer große Freude gemacht, denn sie wurde in den vergangenen Jahren mit gut besuchten Veranstaltungen im Kaisersaal belohnt.

Es ist gesetzlich geregelt, dass ein Jahr gewartet werden muss, bis die Kulturgemeinschaft aus dem Vereinsregister in Braunschweig gelöscht wird. Etwaige Gläubiger sollen sich an den Liquidator Dr. Rolf Jürß, Teichstraße 6, in Vienenburg wenden. Dieses Prozedere ist gesetzlich vorgeschrieben, obwohl die Kulturgemeinschaft noch etwa 10.000 Euro auf dem Vereinskonto hat. Was mit dem Geld einmal passiert steht noch nicht fest, es soll dann aber für bestimmte Kulturzwecke verwendet werden.
Bedauerlicherweise gibt es in der Kulturgemeinschaft keine Aufzeichnungen über die Gründung und die 1. Vorsitzenden der 75-jährigen Geschichte.

Dank der Erinnerungen von Edith Wittenberg und durch Zeitungsausschnitte des Ortsheimatpfleger Herbert Müller konnte ein kleiner Rückblick zusammengestellt werden

Der nach dem Krieg kommissarisch eingesetzte Stadtdirektor Artur Müller und Vater der stadtbekannten Tochter „Schwester Carla“ hatte die Kulturarbeit 1946 ins Leben gerufen. Als die Lizenz vorlag, wurde am 22. März 1947 mit einem Mozartabend im Saal des Deutschen Hauses die Arbeit der Gemeinschaft eröffnet. Die Karten gab es für 3,50 Reichsmark. Auf Artur Müller folgte Heinrich Steinpilz als 1. Vorsitzender.
Neue Wege wurden beschritten als Horst Kaiser den Vorsitz übernahm und neben Konzertveranstaltungen in Wöltingerode über Jahre hinweg Theaterspielzeiten ermöglichte. An bedeutende Schauspieler wird sich das Theaterpublikum noch erinnern, wie an Elisabeth Flickenschild, Conny Froboess, Klaus Löwitsch, Inge Meysel und Siegfried Lowitz. Auch die Wühlmäuse mit Didi Hallervorden und das Schweizer Tourneetheater gehörten zum Programm.
Zahnarzt Willy Röttger folgte als Vorsitzender, dann übernahm Gerhart Rohwer den Vorsitz Mitte der 70er Jahre, es musste Einschränkungen infolge der Kürzung des Kulturhaushaltes hingenommen werden.

Fester Bestandteil in den Jahren waren Theaterfahrten nach Braunschweig und Halberstadt sowie zu den Domfestspielen in Bad Gandersheim. Das 30-jährige Jubiläum wurde mit einem Kammerkonzert in Wöltingerode gefeiert. Hier wurde Intendant i.R. Otto Müller gedankt, er hatte sich jahrelang entscheidend an der Theaterarbeit beteiligt.

Am 6. April 1996 konnte das 50-jährige Jubiläum der Kulturgemeinschaft gefeiert werden. Damals wurden die Veranstaltungen in der Reifensteiner Schule im Nonnenchor Wöltingerode und auch in der Stadthalle aufgeführt.

Im Jahr 1996 starb der langjährige Vorsitzende Gerhart Rohwer. Keiner fühlte sich in der Lage, in die erfolgreichen Fußstapfen zu treten. “Rohwers Schuhe waren wirklich groß“, sagte damals der Schatzmeister Walter Müller im April auf einer Versammlung. Hier sollte beschlossen werden, den Verein zum 1. Juli aufzulösen, wenn bis dahin kein neuer 1. Vorsitzender gefunden wird. Aber das intensive Suchen für einen neuen Vorstand hatte sich doch gelohnt. Im August wurde mit Jürgen Wesemann ein neuer 1. Vorsitzender gewählt, sein Stellvertreter wurde Gerhard Niessner, Robert Higgins Schriftführer und Dagmar Goldack Schatzmeisterin. Es folgte dann Robert Higgins bis 2005 als 1. Vorsitzender und danach Gerhard Niessner, der das Amt 16 Jahre ausübte.