Nachtwächterrundgang durch Hornburg

Nachtwächter Hornburg

Nachtwächterrundgang durch Hornburg


Mit dem Nachtwächter auf Rundgang durch Hornburg

Es war nur eine kleine Gruppe, die den Hornburger Nachtwächter Herbert Grünhage bei seinem abendlichen Rundgang durch die Hopfen- und Fachwerkstadt im Nördlichen Harzvorland begleiten wollen. Das unbeständige Wetter hielt einige Gäste von einem Rundgang ab.

Vor dem Rundgang wurde etwas über Hornburgs Geschichte berichtet. Kurz vor Beginn fing es an zu regnen, aber nach kurzer Zeit kam die Sonne wieder raus. Mit Laterne, Horn und Hellebarde ausgestattet, führte der Hornburger Nachtwächter durch die verwinkelten Gassen, der unter Denkmalschutz stehenden Altstadt und berichtete von spannenden und heiteren Geschichten aus längst vergangenen Zeiten. Bis 1956 hatte Hornburg den letzten Nachtwächter mit Polizeigewalt. Er musste Brände melden, Schließungen vornehmen und kontrollieren, ob das Bier ordentlich ausgeschenkt wird.

Eimer des Gefängnisses

Im Rathaus wurde die alte Gefängniszelle für Männer besichtigt. Im ersten Stockwerk, neben dem heutigen Sitzungsaal, diente ein Raum als Frauengefängnis. Der erste Stadtbedienstete, der morgens das Rathaus betrat, musste das „Geschäft“ aus dem Ledereimer der Gefangenen in die Mühlenilse entleeren und dann wurde der Eimer mit frischem Wasser gefüllt.

Bis 1872 floss die Mühlenilse noch offen durch die Wasserstraße, dann wurde sie verrohrt. Die Mühlenilse wird vor Hornburg von der Ilse abgezweigt, weil es drei Schrotmühlen und 68 Braurechte gab, wurde damals viel Wasser benötigt. Die Braupfannen und die Bediensteten wurden immer weitergereicht. Der Nachtwächter musste bekannt geben, wenn am nächsten Morgen gebraut werden sollte und die Mühlenilse sauber gehalten werden muss. In Platt: hüde ward bekennt gemaket, dat niemand in die Ilse kaket, morgen ward gebrut.

Vor dem Rathaus wurde mit dem Horn geblasen und verkündet, dass es 8 Uhr geschlagen hat. Weiter ging es zur Marienkirche „Beatae Mariae Virginis”, sie erhielt in den 80-er Jahren neue Bronzeglocken, eine der alten Glocken steht vor der Kirche. Die Orgel hat 999 Flöten und fünf lebensgroße Engel mit Musikinstrumenten, die sich an besonderen Tagen bewegen. Hornburg ist der Geburtsort von Papst Clemens II, 1005 geboren und 1046 als Bischof von Bamberg in Rom zum Papst gewählt.

Das Dammtor ist noch von fünf ehemaligen Stadttoren übrig geblieben. Rechts ist das Stadtwappen von 1552 zu sehen, es wurden zu der Zeit die Marktrechte nach Hornburg verliehen, damit kam viel Geld nach Hornburg. Die Straße „Knick“ hat noch viele Häuser, die mit Goslarer Schiefer behangen oder gedeckt sind.

Der Abschluss war am Marktbrunnen, eine historische Stelle in Hornburg. Anna Langmann war für alle Hornburger da, gab gegen einen kleinen Obolus eine Unterkunft, Verpflegung und half vielen Menschen. 1597 wurde sie als vermeintliche Hexe bei lebendigem Leibe verbrannt, an der Stelle, wo heute der Hydrant steht.

Der nächste öffentliche Nachtwächterrundgang ist am Samstag, 12. August
Treffpunkt ist um 20:00 Uhr vor der Tourist-Information Hornburg (Rathaus Hornburg)

Zum Nachtwächter: Herbert Grünhage war von Braunschweig nach Hornburg gezogen und machte dann eine Ausbildung zum Stadtführer und Nachtwächter. In der Ausbildung musste viel erlesen, erfragt und angeschaut werden. Fachlich haben 15 bis 20 Referenten aus- und weiter gebildet, immer mit dem Hinweis, ihr könnt immer mit Fragen zu uns kommen. Viele Fragen beantwortet unsere unermüdliche Archivarin, bei der wir ca. 500 Jahre zurückschauen können, nun führt er seit 15 Jahren die Gäste durch die Stadt.

Für Herbert Grünhage sind die Treffen der europäischen Nachtwächter und Türmer-Zunft immer ein großer Höhepunkt. Dann treffen sich 185 Nachtwächter, viele mit Begleitung in einem Ort und Land. Man war in Lausanne (Schweiz), Beek (NL), Faaborg (DK), Obertilliach (A) und in Deutschland in Bad Nauheim, Weiden, Zons, Schwarzenberg, Prichsenstadt, Gengenbach und Zwönitz. Im Jahr 2024 findet das Treffen in „Viersen-Dülken” statt, immer von Himmelfahrt bis Sonntag mit einem ökom. Gottesdienst als Abschluss.

Zur Geschichte Hornburgs: Hornburg hat die Stadtrechte im Mittelalter erhalten, es war damals mit 4000 Einwohnern größer als Wolfenbüttel. Heute leben etwa 2500 Einwohner in Hornburg. Im Jahr 994 wurde Hornburg erstmals urkundlich erwähnt. 1520 gehörte es dem Bistum Halberstadt an. Im Mittelalter war Hornburg ein Grenzort des Hochstifts Halberstadt, dass 1648 zum Kurfürstentum Brandenburg, dann später zum Königreich Preußen kam. Bis 1941 blieb die Fachwerkstadt eine Grenzstadt der preußischen Provinz Sachsen. 1941 wurde Hornburg aus dem Landkreis Wernigerode „nach dem Salzgitter Gesetz“ dem Kreis Wolfenbüttel zugeschlagen, damit u.a. die Wasserversorgung des Stahlwerks Salzgitter aus dem Brunnengelände bei Hornburg gesichert war. Seit 1946 gehört Hornburg zum Bundesland Niedersachsen, seit 1949 zur Bundesrepublik Deutschland und war bis zur Deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 eine Grenzstadt.

In Hornburg gibt es ca. 400 Häuser in der Altstadt mit Denkmalschutz, bei einem Stadtbrand im Jahr 1512 waren über 120 Häuser dem Feuer zum Opfer gefallen und nicht wieder aufgebaut. Das Neidhammelhaus brannte 1970 aus, wurde aber wieder original aufgebaut. In der Dammstrasse gab es früher sechs landwirtschaftliche Betriebe. Der Hopfenspeicher wurde von der Gemeinde angekauft und wurde am 1. Juli eingeweiht, dort wird gerade eine Fotoausstellung angeboten. Hier werden in Zukunft Studenten und Handwerker ausgebildet, mit dem Ziel, den Fachwerkbau weiterzugeben.

Nachtwächter Hornburg
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