Neue Erntekrone für die Immenröder Kirche


Das Erntedankfest fiel dieses Jahr mit dem Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober zusammen

Schon seit einigen Wochen waren eifrige Immenröderinnen (8 bis 10 Frauen und Kinder) dabei, eine neue Erntekrone zu binden. Die alte war in die Jahre gekommen und wurde traditionell zur Erntedankzeit in der Kirche aufgehängt. Dreizehn Jahre ist es her, dass die letzte Krone gebunden wurde.

Von den Frauen, die noch über das nötige Wissen verfügen, waren nur noch wenige dabei: Margarete Mielke, Bärbel Kowalewsky und Anne Wolf. Vor 13 Jahren waren noch Uli Fricke, Annelene Ostermann und Margot Mönnecke dabei.

Etliche junge Frauen und einige ältere, mit und ohne Bezug zur Landwirtschaft, trafen sich einmal pro Woche zum Binden. Die benötigten Getreideähren wurden im Juli von Männern aus dem Dorf geschnitten, in Bündel zusammengefügt und hängend auf Wolfs Dachboden getrocknet. Traditionell gehören vier Getreidesorten in eine Krone: Weizen, Gerste, Hafer und Roggen. Die ersten drei Sorten fanden sich in der Immenröder Feldmark, wobei Hafer sehr selten angebaut wird. Roggen fand sich gar nicht. Es kam nicht in Frage, sich den Roggen irgendwo anders zu besorgen. Die Getreidearten müssen aus dem jeweiligen Dorf stammen – so wollen es Sitten und Gebräuche. In Zeiten von steigender Regionalität sehr verständlich.
Das vorhandene Gestell wurde wieder verwendet. Ein Metallkreis mit einem Durchmesser von 100 cm mit zwei sich kreuzenden Bögen, ca. 100 cm hoch. Insgesamt wurden ca. 120 Getreidebunde verwendet. Jeder Halm wird einzeln in die Hand genommen, von seinen Seitenblättern befreit und in kleine, etwa 25 – 30 cm lange Bündel gelegt, die mit einem Draht eng an dem Metallgestell befestigt werden. Das dauert lange und kostet Kraft. Der Draht muss mehrmals um Gestell und Bündel gewickelt werden, ohne dass alles verrutscht und Lücken entstehen. Die verschiedenen Getreidesorten bilden dann unterschiedliche Strukturen, mehr oder weniger voluminös und kompakt, die Gerste mit ihren langen Grannen ist dabei besonders eindrucksvoll. Da kein Roggen vorhanden war, wurde Weizen an zwei Seiten verwendet. Als die aufstrebenden Seitenteile bedeckt waren, ging es an den unteren Kreis. Nochmal eine besondere Herausforderung, die seitlichen Längen mit dem unteren Rand zu verbinden, ohne dass Lücken entstehen. Zum Schluss wurden kleinere Lücken mit Mini-Getreidebündeln gestopft, so dass ein perfekte, wunderschöne Erntekrone entstand.
Während des Bindens wurde Kaffee und Tee getrunken, Kuchen und Kekse verzehrt, gequatscht und sich ausgetauscht über früher und heute. Alle Beteiligten, die sich in dieser Konstellation so nicht im Dorf begegnen, waren so angetan, dass derartige Zusammenkünfte wiederholt werden sollen – zum Beispiel bei einem gemeinsamen Adventskranzbinden.
Das Ergebnis konnte am 3. Oktober um 10 Uhr beim Erntedankgottesdienst in der Immenröder Kirche bewundert werden.

Dagmar Mönnecke-Koroma
Ortsheimatpflegerin