Waldspaziergang mit Förster Marcel Möller


Klimaretter Wald – über die Beziehung zwischen Wald und Klima

Im Rahmen eines Bildungsurlaubs, der im Bildungshaus Zeppelin & Steinberg stattfand, informierten sich 14 Teilnehmer aus 7 verschiedenen Bundesländern zum Thema „Klimaretter Wald – über die Beziehung zwischen Wald und Klima“.
Das und vieles mehr wurde in dem Bildungsurlaub vermittelt. Die Gruppe beschäftigte sich mit dem Thema Wald aus der Sicht des Nationalparks, der Niedersächsischen Landesforsten und nun auch aus aus der Sicht des Stadtförsters, um sich ein umfassendes Bild vom Waldsterben und den Veränderungen im Harz machen zu können. Ziel war es u.a. Bäume kennen zu lernen oder auch: wie versteckt das Eichhörnchen die Nüsse? Am anderen Tag mussten die Teilnehmer die Nüsse dann suchen. Welche Bäume passen in den Wald? Wenn alles umfällt, was wird dann angepflanzt? Diese und viele Fragen mehr wurden vom Förster Marcel Möller von der Stadtforst Goslar mit einem Rundgang durch das Waldgebiet Steinberg beantwortet.

Marcel Möller ist seit April 2020 als Förster im Stadtforst tätig, zuvor arbeitete er 14 Jahre in Nordrhein Westfalen.

Mit 3200 ha ist die Stadtforst die größte in Niedersachen. Es gibt Kommunalwälder, Niedersächsische Landesforsten, Kirchenwälder sowie Privatwälder. Zum Kommunalwald Goslar gehören ein Betriebsleiter, je zwei Förster und Forstwirte sowie ein Forstwirtschaftsmeister. 98 Prozent der Arbeiten werden an andere Unternehmen vergeben, wie z.B. der Wege- und der Zaunbau. 80 Prozent ist historischer Nadelwald mit Fichten, die restlichen 20 Prozent bestehen aus Buche, Eiche und Ulme, ein wenig Ahorn und Kiefer. Etwa 90 Prozent des Waldes befindet sich in Steilhanglage, die schwer zu bewirtschaften ist. Die Steigungen beim Rammelsberg und Herzberg betragen zwischen 56 und 61 Prozent. Das frühere Holzrücken mit Pferden ist völlig eingestellt, da es keine Pferde dafür mehr gibt. Der höchste Wald ist der Bocksberg in Hahnenklee mit 740 m üNN, auch ein 2 ha großes Hochmoor gehört zur Stadtforst. Gleich hinter dem Bildungshaus stehen viele Buchen, Eschen und Ulmen, hier ist man froh, dass die Ulmen-Käfer die Bäume nicht gefunden haben. Die durch Windbruch abgebrochenen Fichten bleiben als Grundlage der Artenvielfalt liegen.

„Mit dem Nadelwald gibt es massive Probleme. Der Borkenkäfer hat viele Jahre die Bäume befallen, wir haben den Kampf verloren“, so Möller.

In diesem Jahr kam der Borkenkäfer wegen des kalten Wetters erst später angeflogen. „Wir verdienen mit dem Holz unser Geld und erwirtschaften alles mit eigenem Holz. Unsere Vorfahren haben die Fichten gepflanzt, weil sie am Haus oder in den Bergwerken das Holz benötigten. Der Klimawandel hat uns überrannt, das Wasser hat gefehlt und die Bäume sind abgestorben,“ so Möller weiter.
Aber auch die Buchen haben große Probleme mit dem Wasser und bei der Ulme ist der Spinnenkäfer der große Feind. Im vergangenen Jahr wurden 300.000 Bäume in den Boden gesteckt und 30 ha neu aufgeforstet. Das alles reicht aber noch lange nicht aus, es ist personell und finanziell nicht mehr möglich. „Nicht nur auf EIN Pferd setzten“ lautet das Motto. Es werden dem Standort angepasst Mischwälder gepflanzt wie Buche, Ahorn, Eiche, Douglasien, Lerche, Weißtanne und Rotlinde. Zwei Jahre alte Setzlinge kosten zwichen 50 Cent und einem Euro pro Stück. Saatgut von bestimmten Baumschulen ein zu kaufen wird in den kommenden Jahren zu einem großen Glücksgriff. Es gibt zwar rechtliche Verfügungen zur Aufforstung, aber das Geld und Personal fehlt.

Erfreut zeigen sich die Teilnehmer, dass es zwei Projekte für das Pflanzen von Bäumen gibt. Z.B. „Wald für Morgen“, wo jeder Schüler einen Baum pflanzen kann und das Bergwaldprojekt. Auf einer größeren Fläche sind seit zwei Jahren die Fichten abgestorben, diese werden aber nicht gefällt.

Zum Abschluss ging es zu einer Aufforstungsfläche in einer Größe von 1,5 ha. Hier wurden Roteiche, Buche und Vogelkirsche gepflanzt. Ein Zaun schützt die jungen Bäume vor dem Rehwild, denn besonders die Roteiche ist ein beliebtes Ziel der Tiere. Wenn die Bäume größer sind, wird der Wildgatterschutzzaun wieder entfernt. Das Fazit des Waldspazierganges: der Wald ist ein staubfreier und kühler Aufenthaltsort.
Förster Marcel Möller und die Waldspaziergangsgruppe.