Grenzwanderung im Eckertal


Die bei Kaiserwetter durchgeführte Grenzwanderung hat Klaus Asmus vom Harzklubzweigverein Neuekrug-Hahausen e.V. organisiert.

Auf dem Platz des 11. November 1989 in Stapelburg begrüßte der ehemalige Zollbeamte des Zollkommissariats Bad Harzburg, Helmut Gleuel, eine dreizehnköpfige Wandergruppe aus Seesen, Goslar und Bad Harzburg. Davor hat sich die Gruppe unter der Führung von Andreas Weihe die Ausstellungsräume, insbesondere den Grenzraum, im Heimatmuseum Abbenrode angesehen. Ich freue mich, dass sie sich für die Grenzsperranlagen und Ereignisse an der ehemaligen innerdeutsche Grenze, die davor Zonengrenze, Sowjetische Besatzungszone (SBZ) und Demarkationslinie hieß, interessieren, sagte Helmut Gleuel, der in den 1960er Jahren im Grenzabschnitt Eckertal Grenzdienst geleistet hat. In dieser Zeit wurden unter anderem der Metallgitterzaun und Grenzsäulen aufgestellt. Außerdem sind die Beobachtungstürme in Holzkonstruktion durch Beobachtungstürme in verschiedenen Bauausführungen aus Beton ersetzt worden.

Beobachtungsturm mit Führungsbunker

Der Beobachtungsturm (BT 11) wurde nach zwanzig Jahren bereits am 11. Dezember 1989, genau einen Monat nach der Grenzöffnung, bis auf dem Stumpf abgerissen. Der Führungsbunker (FB 3) steht unter Denkmalschutz. Helmut Gleuel zeigte der Gruppe Bilder und Presseausschnitte vom Innenraum des Führungsbunkers.

Grenzdenkmal und Informationstafeln in Stapelburg

Jedes Jahr wird am 11. November eine Gedenkveranstaltung am Grenzdenkmal durchgeführt. Auf dem Platz stehen mehrere Informationstafeln.

Informationstafel in Eckertal

Bevor die Gruppe auf dem Harzer Grenzweg entlang der Ecker in Richtung Jungborn wanderte, erläuterte Helmut Gleuel die Bilder und Hinweise auf der Informationstafel vor der ehemaligen innerdeutschen Grenze.

Flucht eines Soldaten der 2. Grenzkompanie Stapelburg der DDR-Grenztruppen mit seiner Verlobten

Um Mitternacht des 29. April 1968 hat Gleuel mit seinem Kollegen auf der Blankenburger Straße in Eckertal einen Unteroffizier der 2. Grenzkompanie Stapelburg, der mit seiner Verlobten aus der DDR geflüchtet ist, aufgegriffen.

Zwischen der Lichtsperre vor Stapelburg und dem Bahndamm überquerten sie bei Nacht und Nebel die innerdeutsche Grenze. Im Bereich der Fluchtstelle zeigte Helmut Gleuel der Wandergruppe einen Marschkompass F 58. Diesen hat er vom geflüchteten Unteroffizier geschenkt bekommen. Davor schilderte der Ex-Grenzschützer das Szenario der spektakulären Flucht.

Gedenkstätte Walter Otte auf der Eisenbahnbrücke über dem Grenzfluss Ecker bei Eckertal

Auf der Eisenbahnbrücke, auf dem das letzte Gleisstück der am 30. Juni 1945 unterbrochenen Strecke zwischen Eckertal und Stapelburg liegt, wurde am 8. Dezember 2021 vom Grenzerkreis Abbenrode, mit finanzieller Unterstützung der Beauftragten des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Birgit Neumann-Becker, eine Gedenkstätte (Gedenkkreuz und Hinweistafel) für Walter Otte errichtet. Der 40-jährige Walter Otte aus Bad Harzburg wurde am 11. Juni 1976 gegen 23 Uhr am Grenzzaun 1 in der Nähe des Bahndamms von einem Grenzaufklärer der DDR-Grenztruppen ohne Vorwarnung erschossen.

Das Ministerium für Staatssicherheit hat den Grenzverletzer mit einer Pistole in einem Magdeburger Park abgelegt, um einen Selbstmord vorzutäuschen.

Grenzsäule 947 steht etwa 300 Meter vom Bahndamm der stillgelegten Eisenbahnstrecke in Richtung Jungborn

Helmut Gleuel bedauert, dass die insbesondere auf der westlichen Seite stark beschädigte Grenzsäule 947 nicht saniert werden darf. Das DDR-Staatswappen wurde bereits kurz nach der Grenzöffnung von einem Souvenirjäger abmontiert. Vier rostige Eisenstangen halten gegenwärtig den teilweise abgeschlagenen Beton zusammen.

Die 400 Kilogramm schweren Grenzsäulen wurden ab Herbst 1967 ca. alle 500 Meter an der 1393 Kilometer langen innerdeutschen Grenze aufgestellt.

Naturheilstätte Jungborn

Die von Adolf Just 1896 gegründete Naturheilstätte befand sich auf einer zehn Hektar großen Waldlichtung unweit vom Ilsenburger Stieg. Sie war die erste und größte Naturheilanstalt in Deutschland. Die Gebäude wurden 1964 vom Grenzregime der DDR abgerissen, weil sie in unmittelbarer Nähe der innerdeutschen Grenze standen.

Waldcafé am Jungborn

Nach der zweieinhalbstündigen Grenzwanderung hat sich die Wandergruppe mit Kaffee und leckerer Torte gestärkt. Die Wandergruppe wird die Grenzinformationen in ihrem Bekannten- und Freundeskreis weitergeben, damit für die nachfolgenden Generationen das Thema innerdeutsche Grenze und zwei deutsche Staaten von 1945 bis 1990 nicht in Vergessenheit gerät.

Text:    Helmut Gleuel
Fotos: Helmut Gleuel (5) und Klaus Asmus (5)