Passionsandacht zum Thema Frieden

Passionsandacht

Vera Mittendorf und Pfarrer Sebastian Schmidt gestalteten die Passionsandacht.


Zur ersten Passionsandacht von drei in der Karwoche hatte die evangelische Kirchengemeinde am Montagabend in die St.-Georg Kirche in Lutter eingeladen

Am Montag war die Verkündigung des Psalm 22 durch Vera Mittendorf und Pfarrer Sebastian Schmidt trug Einträge aus dem Tagebuch einer Journalistin aus dem Krieg in der Ukraine vor.

Passionsandacht
Am Ausgang wurde um Spenden für die Ukraine gebeten.

„Seit dem 24. Februar ist nun Krieg in der Ukraine, so langsam werden die Nachrichten zur Gewohnheit“, so eröffnete Pfarrer Sebastian Schmidt die Passionsandacht. Das Motto aller drei Passionsandachten steht in diesem Jahr unter dem Motto des 22. Psalms, den Jesus bei seinem Tod zitierte: Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen. Auch die Menschen in der Ukraine fragen nach dem Warum. Warum dieser Krieg? Warum müssen so viele Zivilisten sterben? Warum lässt Gott uns so leiden? Es wurden Tagebucheinträge einer Journalistin, die den Alltag während der ersten Tage des Krieges in der ukrainischen Hauptstadt Kiew beschreibt, in einem Wechselspiel mit dem Psalm 22 gebracht.

Pfarrer: Heute Morgen bin ich aufgewacht und sah acht unbeantwortete Anrufe auf meinem Mobiltelefon, es waren meine Eltern und einige Freunde. Erst dachte ich, es sei etwas mit meiner Familie passiert und meine Freunde würden versuchen, mich zu erreichen, weil meine Eltern aus irgendeinem Grund meine Freunde alarmiert haben. Irgendwann hörte ich, dass insgesamt 57 Menschen heute im Krieg ums Leben gekommen sind.

Aus dem Psalm 22 war zu hören: Und doch bist Du heilig, Israel lobt Dich mit seinen Liedern, unsere Vorfahren haben Dir vertraut und Du hast sie befreit, Du hast ihre Hilferufe gehört und gerettet, sie haben Dir vertraut und wurden enttäuscht.

PassionsandachtPfarrer: Der Krieg dauert und ich bin irgendwie in der Mitte der Ereignisse, die sich chaotisch um mich herum entwickeln. Die friedliche Zeit scheint unerreichbar weit weg zu sein, neue Gesetze und eine neue Realität entfalten sich.

Aus dem Psalm war zu hören: Aber Du, Herr, entferne Dich nicht von mir! Du bist meine Stärke, komm mir schnell zu Hilfe. Rette mich vor einem gewaltsamen Tod und beschütze mein kostbares Leben vor diesen Hunden.

Pfarrer: Nun wurden Sjewjerodonezk und Wolnowacha komplett zerstört, es gibt kein Strom und kein Wasser mehr und russische Mörsergranaten fallen vom Himmel. All jene, die versuchen, sich und ihre Familie mit Essen oder Wasser zu versorgen, sterben auf den Straßen.

Psalm 22: Denn er hat die Augen nicht vor dem Leid der Bedürftigen verschlossen. Er hat sich nicht abgewandt, sondern hat seine Hilferufe gehört. Dich will ich loben vor der ganzen Gemeinde und will meine Versprechen vor allen, die Dich anbeten, erfüllen. Die Armen sollen essen und satt werden und alle, die den Herrn suchen, werden ihn loben. Euer Herz soll für immer leben.

Pfarrer: Es ist der sechste Tag des Krieges, der nach meinem Gefühl bereits 50 Jahre dauert. Heute habe ich zum ersten Mal seit dem Beginn der Invasion einen Cappuccino getrunken. Ich ging spazieren, um an diesem Frühlingstag etwas frische Luft zu atmen und vielleicht einzukaufen, ich wusste, dass viele Regale in den Supermärkten bereits leer sind und entschied ein größeres Kaufhaus zu besuchen. Wie angenehm es war, dort zu sein, die Einkaufshalle liegt tief unter der Erde, alle fühlten sich sicher und spazierten mit einer Langsamkeit, die es in Kiew seit sechs Tagen nicht mehr gibt, an den Regalen vorüber.

Zum Abschluss der Passionsandacht wurde das Lied „Gib Frieden, Herr, gib Frieden“ von den Besuchern gesungen. Am gestrigen Dienstag stand eine Kollage der Konfis zum Psalm 22 im Mittelpunkt der Passionsandacht. Am heutigen Mittwoch, 18 Uhr in der St. Georg Kirche wird zur dritten Passionsandacht eingeladen, es geht es um die Betrachtung eines Mosaiks, das Lektorin Beate Bauers zum Psalm 22 angefertigt hat. Am Ausgang der Kirche wurde um eine Spende gebeten für die Aktion „Lutteraner helfen Kriegsflüchtlingen“, denn in Hahausen und Lutter sind schon einige Flüchtlinge angekommen.

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