Steigerturm der Ortsfeuerwehr Goslar wird saniert
Die Entwicklung des Steigerturmes der Goslarer Feuerwehr hat eine lange und mobile Geschichte. Einst an der Marstallstraße erbaut, zog das Fachwerkgebäude 1985 neben das neue Domizil der Goslarer Ortsfeuerwehr an die Okerstraße. Nun nagt aber der Zahn der Zeit an dem historischen Gebäude in der Martin-Luther-Straße, gegenüber dem Seniorenheim Abendfrieden.
Gerade werden am Steigerturm Notsicherungsmaßnahmen durchgeführt, es wird der Austausch von statisch wichtigen Bauteilen, also von einigen Balken vorgenommen. Um den Anstrich zu entfernen und erforderliche Reparaturen am Fachwerk, den Ausfachungen sowie den Holzvorschlägen vorzunehmen, wurde der Turm eingerüstet.
In diesem Monat sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein
Etwa 20.000 Euro werden als Notsicherheitsmaßnahmen vom Goslarer Gebäudemanagement (GGM) investiert. Eine perspektivische, grundhafte Sanierung plant das GGM für 2021 oder 2022 ein.
Der 108 Jahre alte ehemalige Schlauch- und Steigerturm hat eine ereignisreiche Geschichte nachzuweisen
Am 22. September 1907 in der Abschlussbesprechung im Rahmen eines Ausbildungskurses bemerkte Kursleiter Neuse (Osterode), dass ein Steigerturm nicht zur Verfügung stehe. Unter Leitung des städtischen Branddirektors Carl Bösenberg fand am 9. März 1908 eine gemeinsame Vorstandsitzung der Freiwilligen Feuerwehr und der Turnerfeuerwehr statt. Ein Themenpunkt beinhaltete eine erste Abstimmung für den Bau eines Schlauch- und Steigerturmes am Spritzenhaus der Feuerwehren in der Marstallstraße.
Im Jahr 1910 stand das Projekt Steigerturm auf der Kippe
Die zwingende Notwendigkeit der Errichtung eines Steigerturmes wird nicht gesehen. Dennoch werden die Städte Braunschweig, Celle, Hannover, Harburg, Hildesheim, Lüneburg und Osnabrück kontaktiert und die Erfahrungen erfragt. Die in Feuerwehrkreisen anerkannte Kapazitäten Branddirektor Lehmann (Berufsfeuerwehr Braunschweig), Branddirektor Effenberger (Berufsfeuerwehr Hannover) und Hauptmann Westphal (Freiwillige Feuerwehr Lüneburg) äußern sich allesamt positiv zum Goslarer Vorhaben. Auch aus Celle werden die Vorteile eines Schlauchturmes benannt.
Es folgten Besichtigungen von Schlauch- und Steigertürmen der Berufsfeuerwehren Göttingen und Braunschweig
Durch den Stadtbaumeister Wolckenhaar wurde ein Kostenanschlag für umfangreiche Baumaßnahmen zur Erweiterung des Spritzenhauses einschließlich der Errichtung eines Schlauch- und Steigerturmes erarbeitet. Wolckenhaar war von 1897 bis 1902 selbst städtischer Branddirektor und verfügte somit über feuerwehrtechnische Fachkenntnisse.
Wolckenhaar sieht den Bau eines Schlauch- und Steigerturmes nach Braunschweiger Muster als Fachwerkbau an der Süd-Ostecke des Spritzenhaus-Anbaus vor. Danach soll ein drei Meter hoher Bruchsteinsockel gebaut werden. Darauf wurden drei leicht vorgekrakte Stockwerke (Höhe je drei Meter) und ein Dach von 4,5 Meter Höhe geplant. Der Turm wird mithin 16,5 Meter hoch werden und mit einem Knauf abschließen. So ist die Aufnahme der zwölf Meter langen Schläuche zum Trocknen gegeben.
An der Ostseite wurden je Geschoss zwei Fenster für Steiger- und Anleiterübungen vorgesehen. Damals stand das Exerzieren mit Hakenleitern im Ausbildungsplan. Planerisch fügt sich der neue Turm hervorragend in das Goslarer Stadtbild ein und ist aus feuerwehrtechnischer Sicht voll gelungen, so die Meinungen zu dem geplanten Vorhaben.
Die Kosten wurden dann auf rund 6400 Mark geschätzt
Gegenüber einem kostengünstigeren Eisenbau erhält der Fachwerkbau aus städtebaulichen Gründen den Vorzug.
Die Arbeiten am Spritzenhausanbau und den weiteren wurden vorgenommenen. Erweiterungen einschließlich des Neubaus des Schlauch- und Steigerturmes waren am Nikolaustag 1912 beendet.
Eine kupferne Gedenktafel für die gefallenen Feuerwehrkameraden des ersten Weltkrieges konnte am Sockel des 21. August 1921 enthüllt werden.
Nach langjährigen Planungen hat 1984 ein Neu- und Umbau einer Feuerwache an der Okerstraße begonnen (Vorher städtischer Bushahnhof). Die Frage nach dem Verbleib des Wahrzeichens der Goslarer Feuerwehr konnte unproblematisch durch Stadt Goslar und Feuerwehr gelöst werden.
Im gleichen Jahr haben die Abbauarbeiten des 72 Jahre alten Schlauch- und Steigerturmes durch Feuerwehrmänner unter der Leitung gelernter Zimmerleute aus den eigenen Reihen begonnen. Die Balken wurden auseinandergenommen und nummeriert. Die Einlagerung der Balken und der Steine des Bruchsteinsockels erfolgte fein säuberlich sortiert.
Der Aufbau des Steigerturmes an der neuen Feuerwache an der Okerstraße begann am 1. August 1984
Unter Leitung von Zimmermeister Fritz Bothe finden die Balken ihren angestammten Platz im Fachwerk. Die Stadt Goslar übernahm die Kosten für das Fundament des Wahrzeichens. Bereits am 30. August 1984 konnte Richtfest für das Wahrzeichen gefeiert werden.
Nun konnte der Innenausbau beginnen. Als krönender Abschluss wurde eine Wetterfahne am 15. Oktober 1984 auf der Spitze des Steigerturmes angebracht. Mit der Fertigstellung wurde die historische Bausubstanz gewahrt.
Die Eigenleistungen zum Ab- und Aufbau wurden mit 3.121 Stunden beziffert im Inneren befindet sich eine Gedenktafel für die in den beiden Weltkriegen gefallenen Feuerwehrmännern. Mit dem Umzug der Einsatzfahrzeuge und der Einsatzbekleidung am 21. Februar 1985 wurde das neue Feuerwehrhaus an der Okerstraße für die Brandschützer zum neuen Domizil mit ihrem alten Wahrzeichen.
Seit 1985 wird der Steigerturm auch weiter für die Ausbildung mit tragbaren Leitern genutzt. Am Volkstrauertag wird jährlich ein Kranz an der Gedenktafel niedergelegt.
In der Chronik Vom Marstall zur Okerstraße – Dokumentation 1519 bis 1985, der Herausgeber ist die Freiwillige Feuerwehr Goslar kann mehr über den Steigerturm nachgelesen werden.
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