Das Ei auf dem Weg vom Nest zum Supermarkt
15 Jungen und Mädchen im Alter zwischen 6 und 11 Jahren nahmen am 16. August 2021 im Rahmen einer Ferienpassaktion einen großen Bio-Legehennen-Betrieb genauer unter die Lupe. Die Öko-Modellregion Landkreis Goslar und der Biohof Schieren Eichen hatten zu dieser Aktion eingeladen. Das Interesse war riesig ‒ die 15 Plätze waren in kürzester Zeit vergeben, alle anderen mussten aufs nächste Jahr vertröstet werden.
Die Betriebsleiter Jan Conrad und Hauke Christian Gaus zeigten und erklärten den Kindern die Verpackungsanlage, die großen Hühnerställe sowie das Hühnermobil. Höhepunkt war wohl für die meisten Kinder, ein Huhn im Arm zu halten und zu streicheln. Bevor der Stall allerdings betreten werden durfte, mussten erst einmal blaue Überzieher über die Schuhe gezogen werden ‒ damit keine Krankheitskeime in den Stall getragen werden. “Jetzt sehen wir aber ziemlich bescheuert aus,” so der Kommentar eines Jungen. Letztlich war das aber allen egal, denn schließlich wollte keiner riskieren, dass die Hühner krank werden.
Als erstes wurde die Verpackungsanlage besichtigt.
Die Eier kamen per Laufband direkt aus den Nestern, wurden dann automatisch auf Paletten zu je 30 Eiern sortiert und weiter transportiert zur Stempelanlage – schwuppdiwupp, hatten alle 30 Eier einer Palette auf einmal einen Stempel. Ein Mitarbeiter des Biohofs kontrollierte die Paletten mit kritischem Blick, sortierte hier und da ein zu klein oder zu groß geratenes Ei aus oder säuberte von Hand ein verschmutztes Exemplar. Die aussortierten Eier eignen sich nicht für den Supermarkt – sie werden auf dem Hof zum Beispiel zu Kuchen verarbeitet.
Nun ging es aber endlich in den Stall.
Nachdem sich die Tür geöffnet hatte, erklang ein ohrenbetäubendes Gegacker und tausende von Hühnern wuselten auf den verschiedenen Ebenen des Stalls herum oder verließen das Nest, nachdem sie ihr Ei gelegt hatten. Die frisch gelegten Eier rollen automatisch auf das Laufband und direkt nach nebenan in die Verpackungsanlage. Die aufmerksamen Kinder bemerkten sofort, dass einige Hennen abseits von den anderen extra untergebracht waren. Jan Conrad Gaus nutzte die Gelegenheit, den Kindern zu erklären, dass Hennen untereinander ‒ wie in der Natur auch ‒ eine Hackordnung (Wer ist hier die Chefin?) festlegen und es dabei manchmal zu Verletzungen durch die scharfen Schnäbel kommt. Um zu sehen, wo die verletzten Hühner schließlich gesund gepflegt werden, gab es auf dem Weg zur Besichtigung der riesigen Auslauffläche für alle Hühner einen Abstecher zur Hühner-Krankenstation.
Der nächste Anziehungspunkt war das Hühnermobil auf einer großen Wiese.
Hier durften die Kinder die frisch gelegten Eier einsammeln. Diese sind nicht für den Supermarkt, sondern für den Hofladen bestimmt. Zum Abschluss marschierten alle zu den nahegelegenen Ställen von Hauke Christian Gaus. Hier wohnen gerade ganz junge Hennen, die sich erst einmal eingewöhnen müssen und ganz langsam damit beginnen, Eier zu legen. Hier konnten die Kinder schließlich auf Tuchfühlung zu den Hennen zu gehen, denn diese ließen sich auf den Arm nehmen, streicheln und herumtragen. Dann aber hieß es Abschied nehmen ‒ die Eltern warteten schon. Höchstwahrscheinlich wird es in einigen dieser Familien heute abend Rührei oder ähnliches geben, denn alle Kinder durften eine Tragebox mit einem Kilo Hühnereiern mit nach Hause nehmen.
Das war sicher nicht die letzte Ferienpassaktion auf dem Biohof Schieren Eichen.