Uwe Pook las aus seinem Buch „Heimat an der Zonengrenze“
Die 1. Vorsitzende des Förderverein Heimathaus Alte Mühle Dorothee Schacht begrüßte am Mittwochabend im Dorfgemeinschaftshaus Schladen fast dreißig Gäste zum 1. Winterabend der Saison. Üblicherweise finden diese Winterabende immer im Heimathaus direkt statt, aber aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Abstandsregeln musste diesmal die Veranstaltung im größeren DGH abgehalten werden. Dabei stellte Autor Uwe Pook seine Romanbiografie Heimat an der Zonengrenze vor.
Autor Uwe Pook war mit seinem Freund Dr. Prof. Frank Überall nach Schladen gekommen, der auch die Moderation des Abends übernahm
Überall ist nicht nur lange Jahre mit dem Autor befreundet, er lehrt auch Journalismus und Sozialwissenschaften an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln und ist Vorsitzender des Deutschen Journalistenverbandes.
Er bezeichnet Pook als unglaublich wandlungsfähigen Menschen. Er habe seine Romanbiografie Heimat an der Zonengrenze lektoriert und erzählte über den besonderen Schreibstil Pook’s. Bei seiner Anmoderation bereitete er die Zuhörer auf ein spannendes Lesevergnügen vor.
Uwe Pook beschreibt in seiner Romanbiografie das Nachkriegslebensgefühl im damaligen Zonenrandgebiet
Die Erlebnisse sind teilweise von dem überstandenen zweiten Weltkrieg überschattet. Seine Geschichten regen zum Nachdenken aber auch zum Schmunzeln an und handeln von Kindheitserlebnissen, Verwandtschaftsbesuchen, die auch an Schladener und Beuchter Schauplätzen stattfanden und von Schulbesuchen, die er in seinen ersten elf Lebensjahren in Vienenburg bis 1955 erlebte. Dabei erzählte er von Kopfnüssen und Rohrstockhieben in der Schule bis hin zu Jugendstreichen beim Weihnachtskrippenspiel und Ausreißabenteuern im Zonengrenzgebiet, die vor russischen und ostdeutschen Grenzpolizisten endeten. Er beschrieb aber auch seinen Nazi-orientierten strengen Vater und seine erste Verliebtheit.
Heimat an der Zonengrenze ist in dichterischer, szenischer Freiheit geschrieben
Das Dritte Reich war gerade untergegangen, da erlebte der kleine Uwe seine Kindheit im Vorharz, einer spannenden Gegend, die, wie kaum eine andere für die Geschichte der beiden Teile des später getrennten Deutschlands stand. Der Schatten des Nationalsozialismus hing noch immer über der Region, personifiziert in einigen Protagonisten dieses Buches, die beispielhaft dafür stehen, wie der unselige Geist der Deutschtümelei nach dem zweiten Weltkrieg zuweilen weiter gelebt wurde.
Vordergründig wurden die Alliierten als Befreier gefeiert, hinter den Kulissen jedoch gab es Unzufriedenheit und ideologische Kontinuitäten, die der heranwachsende Uwe kritisch erfuhr und einordnete. Manches hat sich ihm erst in der späteren Erinnerung konkretisiert. Deshalb hat er dieses Buch in dichterischer, szenischer Freiheit geschrieben.
Uwe Pook lässt teilhaben an einem wichtigen Stück deutscher Nachkriegsgeschichte und man wird mitgenommen auf eine mal vergnügliche, mal ernste Reise in die Historie einer Region und eines Menschenschlages. Es ist der Bereich nahe der innerdeutschen Grenze, wo russische Truppen eine seltsame Mischung aus Dankbarkeit, Respekt und Furcht verbreiteten.
Aus heutiger Sicht ist es für viele kaum noch vorstellbar, vor welchen ungewöhnlichen Herausforderungen und Denkmustern die damalige Generation stand, die unseren Wohlstand mitbegründet hat. Uwe Pook wollte mit seinen Erzählungen an die beginnenden Zeiten des Wiederaufbaus nach der Zerstörung vieler Städte erinnern und mit seinen anschaulichen Erzählungen die Zeiten beschreiben, in denen erneut wieder rechtspopulistische und extreme Kräfte auf die politische Bühne in Deutschland drängten.
In seinen Geschichten vermischte er aber auch tatsächlich erlebtes mit einer unwahren politischen, literarischen Fiktion, was sich gleich bei seiner ersten vorgetragenen Geschichte herausstellte. Dieses Buch ist neben seiner belletristischen Leistung ein wichtiges Schlüsselwerk, um unsere Vergangenheit zu verstehen. „Demokratie muss gelebt und immer wieder neu verteidigt werden“, sagte er noch kommentierend dazu.
Mit den Feinden der Demokratie muss man konsequent umgehen, sie entlarven und sie einhegen
Zu welchen Verfehlungen und zuweilen grausamen Taten der Mensch von nebenan aus ideologischen Gründen fähig sein kann, erschließt sich in der modernen, demokratischen Gesellschaft meist nicht. In den Geschichten von Uwe Pook, die sich – wenn auch lose – an der historischen Realität orientieren, wird die potenzielle Inhumanität menschlichen Verhaltens gegenwärtig. Das Werk ist insofern trotz aller gelungenen Unterhaltung auch als Mahnung zu verstehen, dass wir in unserer Gesellschaft Gewalt und Unterdrückung keinen Platz mehr geben dürfen, sagte Prof. Dr. Frank Überall noch bei seiner Einleitungsmoderation.
Egal ob als Gala-Conférencier, Radio-Moderator, Entertainer oder auch Darsteller vor der Kamera, immer wieder besticht der sympathische Rheinländer als überzeugender Charakter und routinierter Profi. Dabei kommen Uwe Pook seine charismatische Ausstrahlung und sein Charme gleichermaßen zugute. Sein Zuhause sind Veranstaltungen mit Publikum. Oberflächliche Routine gibt es für ihn nicht. Im Publikum zählt bei ihm nicht nur die erste Reihe; der ganze Saal, der ganze Platz wird bei Uwe Pook zur Kommunikationsfläche, so war es auch am Mittwoch im Dorfgemeinslchaftshaus. Uwe Pook meint es ehrlich mit seinen Gästen und versteht es wunderbar, auf sein Publikum einzugehen.
Bis heute ist Uwe Pook im Unruhestand und immer noch sehr aktiv unterwegs
Ob nun als Moderator, Gestalter von werbeträchtigen Veranstaltungen oder als „Macher“ von so manchen Projekten ist er jetzt auch – wenn auch spät – noch Autor geworden. Durch sein erstes Buch „Heimat an der Zonengrenze“ zieht sich eine Zeit, wo vieles tabu war und vieles verschwiegen wurde. Dieser Roman dient aber auch dazu, mit den Dingen fertig zu werden. Ein Gast bezeichnete diese Zeit als „Mehltau der Adenauer Ära“.
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Text/Bild: privat